Unsere größte Marathon Session ist zu Ende. Üblicherweise treffen wir uns von Freitagabend bis Sonntagabend (mit Abfahrt erst Montagmorgen), dieses Mal haben wir einen Tag drauf gelegt, um die Saga nach 10 vorangegangenen Spielsessions zu Ende zu bringen. Wir haben also von Freitag spät Abend bis Montagnacht gespielt. Anreise erfolgte aus Wien, Berlin, Köln, Saarbrücken, Mainz, Göttingen und dem Sauerland mit Auto, Bus und Bahn nach Bonn.
Beruflich haben wir Wissenschaftler, IT-Projektmanager, Berater und Filmproduzenten unter uns,eine schöne und sicher nicht allzu untypische Mischung - alle Anfang 30 - mit zwei Frauen und fünf Männern.
Spielzeit
Geschlafen wurde
jede Nacht circa 5 bis 6 Stunden. Dann braucht es ja immer ein bisschen bis man
wieder in die Gänge kommt. Halbstündige Pausen gab es zwischendurch, aber meist
haben einzelne auch in den Pausen weiter gespielt. Essen wurde von Freiwilligen
zubereitet, deren Charaktere gerade nicht im Zentrum des Geschehens standen.
Das machte so am
Ende eine reine Spielzeit von 45,5 Stunden. Alle aktiven Spieler waren anwesend
wobei zwei Spieler erst Samstag mittag bzw. Sonntag früh anreisen konnten. Die Session war so geplant, dass die die zu
spielenden Szenen je nach Wendungen, Abkürzungen und Abwegen zwischen 30 und 70
Stunden brauchen würden. Diese Extremwerte waren natürlich nicht anzunehmen, so
dass der Spielzeitbedarf zu tatsächlicher Spielzeit akzeptabel war.
Schlussendlich haben wir tatsächlich das Finale Montagnacht zu Ende bekommen
ohne gegen Ende in Hektik fallen zu müssen. Zwei, drei weniger relevante Szenen
sind Opfer einer Szene geworden, die doppelt so lange brauchte wie maximal für
sie eingeplant war (und auch allen doppelt so viel Spaß gemacht hatte).
Was Ablenkungen und Offtopic Regelungen angeht sind wir nicht streng aber natürlich achtet jeder darauf es nicht ausarten zu lassen. So konnte ein Spieler erst Samstag anreisen, weil er noch auf einer Messe zu tun hatte. Dann wurde mal diskret ein wichtiges Fußballspiel auf dem Handyticker vefolgt oder mal mit der Partnerin zu Hause geskypet. Alles ziemlich normal und im Rahmen bei einer so langen Sitzung finde ich.
Anstrengend ist eher, dass vier bis fünf Spieler Raucher sind und entsprechend sehr oft Richtung Terrasse unterwegs waren und damit am Tisch fehlten. Auf der anderen Seite boten diese Unterbrechungen aber auch die Gelegenheit mal Luft zu holen für alle - buchstäblich und im übertragenen Sinne.
Sonntag
hatten wir Besuch von einem anderen Spielleiter, der selber erst vor
kurzem die Kampagne mit seiner Gruppe beendet hatte und mit dem ich in
den letzten Jahren viel gemeinsam im Vorfeld besprochen und ausgetauscht
hatte. Das war nett und hat auch gar nicht gestört. Außerdem hat meine Frau und mein Sohn uns hin und wieder besucht wenn wir Spielpausen hatten. Ansonsten sind wir komplett unter uns geblieben.
Was Ablenkungen und Offtopic Regelungen angeht sind wir nicht streng aber natürlich achtet jeder darauf es nicht ausarten zu lassen. So konnte ein Spieler erst Samstag anreisen, weil er noch auf einer Messe zu tun hatte. Dann wurde mal diskret ein wichtiges Fußballspiel auf dem Handyticker vefolgt oder mal mit der Partnerin zu Hause geskypet. Alles ziemlich normal und im Rahmen bei einer so langen Sitzung finde ich.
Anstrengend ist eher, dass vier bis fünf Spieler Raucher sind und entsprechend sehr oft Richtung Terrasse unterwegs waren und damit am Tisch fehlten. Auf der anderen Seite boten diese Unterbrechungen aber auch die Gelegenheit mal Luft zu holen für alle - buchstäblich und im übertragenen Sinne.
Unser Spielraum dieses Mal. Sehr geräumig was gut für die Luft war. |
Versorgung und Unterkunft
Gespielt haben
wir in einem Seminar-Haus, in dem wir einen Schlafsaal und mehrere
Einzelschlafzimmer zur Verfügung hatten, eine große Küche unser eigen war und
eine Terrasse nahe lag, um den Rauchern den Weg nicht zu beschwerlich zu
machen. Freitagabend gab es bestellte Pizza, dann ab Samstag wurde mit einem
großen Einkauf für das restliche Wochenende vorgesorgt und Selbstgekochtes und
Aufbackbrötchen stillten unseren Hunger.
Dazu gab es natürlich Unmengen Bier,
Softgetränke, Süßkrams und frisches Obst. Da wir das Seminarhaus für einen
kleinen Obolus von 20 EUR pro Nase fürs gesamte Wochenende dank
verwandtschaftlicher Beziehungen so gut wie umsonst bekommen hatten, beliefen
sich damit die Gesamtkosten für die vier Tage auf gerade mal 70 EUR pro Person
– Urlaub in Aventurien ist halt günstig. Sonst spielen wi eigentlich direkt bei einem von uns zu Hause. Dann ist es enger und Gastgeber zu sein natürlich auch immer eine zusätzliche Herausforderung, so dass wir uns dieses Mal dieses besondere Haus gegönnt haben.
Das Laufband war definitiv zu kurz. |
Technik und Ausstattung
Technik haben wir
selbst mitgebracht, obwohl das Seminarhaus eigentlich einiges zu bieten hatte.
Aber so war der Beamer eine Spur leiser, die Musikanlage einen ganzen Brocken
mächtiger und die Kabel definitiv reichlich genug vorhanden, um das alles zu
verbinden. Auch ein paar gemütliche Lichtquellen zusätzlich hatten wir dabei,
von Leuchtkugeln, dem Philipps Ambient Light Kegel bis zu den obligatorischen
Kerzen. Unser Spielsaal (sicher 50qm) konnte komplett abgedunkelt werden, so
dass auch düstere Szenen tagsüber kein Problem darstellten.
Den Beamer nutzen
wir für das Anzeigen von Karten in Maptools
zur Orientierung (besonders bei Reisen praktisch), zum Besprechen von
Meta-Spielen (siehe unten) und Logistik, als auch für InGame Dokumente, die
zusätzlich zwar auch als Ausdruck in Spielerhänden sind, aber ganz gut
besprechbar sind, wenn an die Wand projiziert. Meine Maptools Karten lassen sich hier in einem anderen Artikel übrigens auch herunterladen. Das sind allerdings die Copyright-bereinigten Versionen. Die viel schickeren mit zusammengesuchten Bildern aus dem Netz kann ich nur bei privater Anfrage mal zur Verfügung stellen.
Strategie Sitzung unter Leitung des Söldnerhauptmanns |
Die richtige Mischung
zwischen elektronischen Battlemaps
und mit Zinnfiguren dargestellten Szenen ist mir daher sehr wichtig und ich überlege
bei jeder Szene gut, welche Variante die geeignetere ist. Generell gilt für mich: ist
die Kampfsituation komplex mit mehreren Orten / Ebenen zwischen denen
gewechselt wird, dann gehe ich lieber ins Elektronische. Wird hingegen
wahrscheinlich viel gewürfelt, dann sind Zinnfiguren und ein schnell gemalter
Bodenplan die bessere Variante: beim schicksalhaften Parade Wurf rücken die
Spieler lieber ganz eng zusammen am Spieltisch.
Über die Anlage
laufen Hintergrundgeräusche (Meeresrauschen, Wind in den Bäumen) und teils
passende Hintergrundmusik. Die Hintergrundgeräusche kommen von Atmosphere Deluxe, ein Tool, das nur
ein paar Euro gekostet hat und randomisiert eingestreute Naturgeräusche
einspielt. Da ist schnell ein Thema gewählt („Segelschiff auf offener See“, „Abendstimmung
im mediterranen Wald“) und die Wirkung auf die Atmosphäre finde ich jedes Mal
wieder enorm.
Die
Hintergrundmusik ist auf Spotify
zusammen gestellte Playlists, die sich thematisch an der Szene ausrichten: Harfenstücke
bei einer Lichtelfe, mongolische traditionelle Musik beim Besuch einer
Nivesensippe und so fort. Die Playlists lassen sich dort auch über mein Profil finden oder die zur PhileassonSaga in diesem Artikel. Für 5 EUR im Monat find ich das Angebot für solche Playlists,
von denen auch noch andere was haben können, mehr als angemessen. Ich gönne mir
sogar die 10 EUR Version und kann mir alle Playlists auf den Rechner
runterladen.Den ersten Monat gibt es zudem ja kostenlos und das Abo ist jederzeit kündbar.
Efferd Vademecum, privates Gebetsbuch und Gwen Petryl Licht. |
Die LED Lampe von Philips lässt per
Fernsteuerung jede Lichtfarbe zu, um bei bestimmten Szenen das Ambiente zu
verstärken: Dschungelgrün, Gwen Petryl blau oder Dämonenrot - wie es gerade gebrauch wird. Ansonsten hatten wir Lichtkugeln mit farbigen Lampen und Kerzen,
die insgesamt ein schönes Licht geworfen haben und dank der Größe des Raumes
auch nicht zu schnelle stickige Luft gemacht haben.
Würfel waren reichlich vorhanden, insbesondere die Tischtennisball-großen W20,
die helfen auch noch aus Entfernung das Ergebnis mit ablesen zu können. Zum
schnelleren Abhandeln der §W20 Proben würfeln wir immer auf Farbkombinationen
wie „Schwarz-Rot-Gold“, da zahlt sich die große Zahl von verschiedenfarbigen
Würfeln aus. Zu guter Letzt sind natürlich auch immer die Trefferzonen-W20er
beliebt. Auch wenn wir eigentlich wenig Kämpfe haben, es gibt ja viele Wege
sich weh zu tun im Heldenleben.
Es gab einen
klassischen Meistertisch mit
Meisterschirm während die Spieler sich auf Couches, Matratzen und Sitzsäcken
tummeln konnten. Tiefe Tische boten Platz für Karten, Heldendokumente und
Würfel. Hinter dem Meistertisch findet sich eine Mappe mit den Handouts, der
Laptop mit Notizen, den Excel-Tools, Power Points und Maptools, und zu guter Letzt
das nicht mehr sonderlich relevante eigentliche Kaufabenteuer – die Phileasson
Saga.
Das Abenteuer
Gespielt haben
wir das Ende der Phileasson Saga. Diese setzt sich aus einer Wettfahrt mit 12
Questen zusammen. Stehen geblieben waren wir bei der vorherigen Session vor dem
Finale der 10. Queste. Das Abenteuer verläut sehr linear. Da es sich jedoch um
große Szene und weite Schauplätze handelt, ist das Railroading Gefühl dennoch
wenig ausgeprägt.Wer sich unser Logbuch mal ansehen will, hier ist es verlinkt. Vorsicht, das sind über 180 dicht beschriebene Seiten.
Ohne Kaffee geht irgendwann gar nichts mehr. |
Gimmicks
Bei so einer
langen Session halte ich es für sinnvoll zwischendurch Elemten einzubauen, die
zwar zur Geschichte bzw. dem Spiel gehören, aber anderen Regeln als das
klassische Pen & Paper Spiel folgen (wie dieses Pferderennen, das Malen eines Dorfes oder der Einsatz der Inrah-Karten als Subquesten). Dieses Mal hatten
wir aufgrund des noch mal einen Tag längeren Spieltermin gleich mehrere solcher
Ausflüge im Gepäck.
Zum einen gab es
einen eigenständiges Strategie-Spiel.
Während die Spieler ein wichtiges Ritual in einem Turm in Feindesland
durchführen, haben die Alliierten der Helden die Truppen des Feindes in Schach
gehalten. Wichtig war dabei, dass die Feinde vom Turm fern gehalten wurden und
gleichzeitig noch möglichst viele Gefangene befreit werden konnten. Jede
Spielrunde in diesem Spiel bedeutete eine Stunde für die Helden im Turm. So
konnte man auch im Turm durch das Spiel „die Zeit ticken hören.“
Dann gab es zu
Beginn der 11. Queste einen Recherche Auftrag, für den ich jede Menge Zettel
als Handouts vorbereitet hat. Vortragsthemen wurden gemeinsam ausgedacht, also
brennende Fragen zum Klären des mythologischen Überbaus der Kampagne, die dann
an die Spieler verteilt wurden. So hielt jeder einen kleinen Vortrag, was jede Menge Spaß gemacht
hat.
Ein weiteres
Gimmick Element war die „Ersteigerung“ einer Schiffsmannschaft aufgrund herausragender Eigenschaften der
Seeleute. So konnte man explizite Vor- und Nachteile aus einem Menü auswählen
und damit konkrete Auswirkungen auf den Fortgang der Geschichte für die
Schiffsmannschaft auch unabhängig vom Verlauf des Abenteuers für die Helden
festlegen.
Als Finale der
11. Queste haben wir ein Gimmick gespielt, dass ganz klassische Rätselelemente eingebaut hatte, bei
denen die Helden sozusagen drei Leben hatten: drei Fehler durften ihnen
unterlaufen, sonst wäre ihr Konkurrent ihnen zuvorgekommen.
Einst gemeinsam im Games Workshop bemalt |
Alle diese Elemente werde ich noch mal ausführlich in eigenen Artikeln erklären, weil ich sie auch wieder wie viele Sachen auf phileasson-projekt.de, der wirklich tollen von der Fan-Community rund um die Saga von Bernhard Hennen, veröffentlichen werde. Ich habe enorm von den Ideen, dem Austausch und dem Material auf der Seite profitiert und freue mich wenn andere wiederum was von meinen Sachen aufgreifen.
Ende und Rückblick
Zuvor gab es noch
ein klassisches Finale mit Zinnfiguren und einer strategischen
Verteidigungsschlacht. Als dann alles vobei war fielen bei fast allen aber auch
die Augen zu. Eine kleine Schar Unbeugsamer allerdings hat nach einer guten
Stunde kontemplieren über die Saga an
sich, sich noch an eine Partie Fiasco gemacht. Am Morgen der Abfahrt gab es
dann noch mal ein Gespräch mit allen zu Feedback und einen gemeinsamen Blick in
das Abenteuerbuch und meine Meisterunterlagen, die uns jetzt 11 Wochenenden begleitet
hatten. Und dann war Heimfahrt angesagt.
Rückblickend war
das Spielen der Saga in dieser Form und mit dieser Gruppe mein persönliches
Highlight was Rollenspiel-Kampagnen angeht. Ich hatte die Phileasson Saga zuvor
bereits zweimal gemeistert und auch die Borbarad Kampagne (fast) bis zum Ende
gemeistert. Außerdem habe ich eine längere Piraten Kampagne und eine „Dreckiges
Aventurien“ Kampagne gespielt. Das waren auch sehr gute Runden, aber an die
Intensität dieser dreimonatlichen Wochenenden konnte das nicht heran kommen.
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